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Als der Krieg nach Lage kam: Erinnerungen an Karfreitag 1945 und den Neuanfang unter britischer Besatzung

today17. April 2025

Hintergrund
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Vor 80 Jahren, an Karfreitag 1945, erreichte der Zweite Weltkrieg auch die Stadt Lage in Lippe. Zeitzeuge Friedrich Hüls (1938–2018) erinnerte sich, wie sein Bruder damals warnte, die Amerikaner seien bereits in Paderborn – ein deutliches Zeichen für die bevorstehende Besetzung. Im Haus der Familie Hüls hatten sich rund 20 Frauen und Kinder versammelt, darunter Flüchtlinge aus dem Ruhrgebiet und ausgebombte Lagenser. Die Männer waren entweder an der Front, in Gefangenschaft oder bereits gefallen. Am Karsamstag suchte eine Gruppe Hitlerjungen aus Augustdorf Zuflucht – sie erhielten Essen und verbrachten die Nacht im als Bunker ausgebauten Keller des Hauses.

Als die amerikanischen Truppen schließlich Lage erreichten, fanden sie eine durch Luftangriffe stark zerstörte Stadt vor. Der Einmarsch verlief weitgehend ohne Widerstand und bedeutete für viele das Ende der Kämpfe – und zugleich den Beginn einer Zeit großer Unsicherheit. Es fehlte an Lebensmitteln, die Infrastruktur war beschädigt, und viele Menschen trauerten um gefallene Angehörige oder warteten auf ihre Rückkehr aus der Gefangenschaft. Gleichzeitig trafen zahlreiche Flüchtlinge aus den Ostgebieten in Lage ein, was die Stadt zusätzlich belastete.

Kurze Zeit später übernahm die britische Besatzungsmacht die Kontrolle. Sie strukturierte das öffentliche Leben neu, ernannte neue Bürgermeister und leitete Maßnahmen zur Entnazifizierung sowie zum Wiederaufbau ein. Die demokratische Neuausrichtung begann.

Im Technikum Lage ist derzeit eine Ausstellung mit historischen Aufnahmen des zerstörten Lage zu sehen. Die Bilder stammen von Lokalhistoriker Hans C. Jacobs, der sie mithilfe künstlicher Intelligenz bearbeitet hat. Ein Teaservideo sowie eine Bildergalerie geben Einblick in das Leben in Lage am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Geschrieben von: Florian Jäger

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