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Große Pläne für die Wärmewende: Bis zu 800 Millionen Euro für Wärmenetze in OWL

today16. April 2025

Hintergrund
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Paderborn/Herford. Ostwestfalen-Lippe steht vor einem großen Wandel in der Wärmeversorgung. Mit Blick auf die Energiewende investieren regionale Energieunternehmen wie Westfalen Weser Energie (WWE) massiv in den Ausbau von Wärmenetzen – ein Schritt weg von Öl und Gas, hin zu klimafreundlicher Nah- und Fernwärme. Die Gesamtkosten für die Transformation könnten sich laut einer Unternehmensanalyse auf bis zu 800 Millionen Euro belaufen, berichtet das Westfalenblatt.

Allein die WWE mit Sitz in Paderborn plant bis 2030 rund 50 Millionen Euro in neue Wärmenetze zu investieren. Weitere 25 Millionen Euro sollen über Fördermittel des Bundes hinzukommen – vorausgesetzt, die angekündigte Unterstützung wird tatsächlich umgesetzt. WWE-Geschäftsführer Stefan Freitag betont die Bedeutung politischer Rahmenbedingungen: „Sollte Strom günstiger werden, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, wäre das ein Schub für strombasierte Heizsysteme wie Wärmepumpen.“

Wärmenetze als Schlüssel zur Wärmewende
Wärmenetze gelten als zentrale Alternative zu fossilen Brennstoffen. Dabei wird zentral erzeugte Wärme – etwa durch Biomethan, Geothermie oder Strom aus Windkraft – über isolierte Leitungen zu den Haushalten transportiert. Der Vorteil: Die Systeme lassen sich effizient und klimafreundlich betreiben. In Paderborn setzt man bereits in neuen Wohngebieten wie den Springbachhöfen auf Nahwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomethan.

Laut WWE sind derzeit allerdings nur 50 Kilometer Wärmenetz im gesamten Versorgungsgebiet vorhanden. Bis 2034 sollen weitere 75 Kilometer dazukommen. Zum Vergleich: Das Netz in Bielefeld misst bereits 220 Kilometer und versorgt rund 29.000 Haushalte.

Projekte in der Region nehmen Fahrt auf
In Minden wurde das bestehende Netz zuletzt von 15 auf 20 Kilometer erweitert – eine Investition von rund zehn Millionen Euro. In Paderborn ist der Anschluss von rund 300 Wohneinheiten im neuen Alanbrooke-Quartier bis Ende 2025 geplant, langfristig sollen 75 Prozent der 800 Wohnungen eingebunden werden. Weitere Projekte in Herford, Porta Westfalica und Bad Lippspringe sind in Vorbereitung oder Planung.

Gleichzeitig will WWE nicht mit bestehenden Anbietern konkurrieren. Städte wie Bielefeld, Detmold, Lemgo und Bad Salzuflen betreiben bereits eigene Wärmenetze.

Wärmenetze vor allem für Mehrfamilienhäuser attraktiv
Geschäftsführer Freitag stellt klar: „Ein Wärmenetz lohnt sich wirtschaftlich vor allem für Mehrfamilienhäuser, nicht für Einfamilienhäuser.“ Wichtig sei, dass die Preise mit anderen Heizlösungen wie dezentralen Wärmepumpen mithalten können.

Die Energieservice Westfalen Weser GmbH, die seit Dezember 2024 als zentrale Plattform für Wärme, Infrastruktur und E-Mobilität fungiert, bündelt das Know-how der gesamten Unternehmensgruppe. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 70 auf rund 150.

57 Kommunen als Partner
Insgesamt sind 57 Kommunen und Kreise an Westfalen Weser Energie beteiligt – zuletzt kam Holzminden als Gesellschafter hinzu. Weitere 24 Kommunen fungieren als Konzessionsgeber. Das neue Kapital fließt direkt in den Ausbau der Infrastruktur und in neue Geschäftsfelder.

Fazit
Der Umbau der Wärmeversorgung in OWL steht erst am Anfang – doch die Richtung ist klar: weg vom Erdgas, hin zu nachhaltiger, klimafreundlicher Nahwärme. Ob die ambitionierten Pläne mit Fördermitteln und politischem Rückhalt Realität werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Wärmewende wird in Ostwestfalen-Lippe konkret – und teuer.

Geschrieben von: Florian Jäger

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