Feature

„Wenn’s regnet, kauf Zölle“ – Ein Möchtegern-Ökonom und ein Reality-Star würfeln die Weltwirtschaft neu

today11. April 2025

Hintergrund
share close

Es war einmal im Weißen Haus… da lebte ein Präsident mit Hang zum Großbuchstabieren, der beschloss, die Weltwirtschaft zu retten – mit Zöllen. Aber nicht etwa nach Beratung mit Nobelpreisträgern oder Ökonomen, sondern mit einem Mann, der „Starbucks-Aktien bei Regen in Brasilien“ empfiehlt und sich wissenschaftliche Quellen gleich selbst ausdenkt.

Peter Navarro heißt der Zauberlehrling, der Trump zur Erleuchtung verhalf: Handelsdefizit gleich Weltuntergang! Einmal kräftig „Death by China“ gerufen – und schon wurde Navarro zum ökonomischen Chef-Exorzisten gegen alles, was irgendwie nach Globalisierung roch. Dass er dabei wissenschaftlich ungefähr so fundiert vorging wie ein Verschwörungsvideo auf TikTok, störte im Trump-Tower niemanden.

Navarro, der Harvard-Absolvent mit dem Erkenntnisdrang eines Esoterik-Podcasts, war jahrelang akademisch unauffällig, politisch erfolglos und ökonomisch… kreativ. Seine Bücher stützte er gerne auf Aussagen des erfundenen Experten Ron Vara – ein Anagramm seines eigenen Namens, weil: Warum auf Peer-Review warten, wenn man sich selbst zitieren kann?

Doch dann kam der große Moment: Trump entdeckte das China-Buch (verfilmt, weil Lesen überbewertet ist) und machte Navarro zum Mann fürs Grobe – und fürs Grob-Falsche. Während 370 Ökonomen (inkl. 19 Nobelpreisträger) Trumps Zollpolitik als ökonomischen Harakiri bezeichneten, rief Navarro ins Megafon: „Zölle sind das neue Cool!“

Navarros Botschaft an die Nation:
Zölle sind Jobs, Zölle sind Patriotismus, Zölle sind… Steuererleichterung? Und wer was anderes behauptet, der ist wahrscheinlich ein Kommunist mit Auslandskonto.

Als wäre das nicht genug, mischte Navarro auch in der Pandemie munter mit, flirtete mit Verschwörungstheorien und spielte bei der Aufarbeitung des Kapitolsturms lieber „Verstecken mit Dokumenten“ als „Kooperation mit dem Rechtsstaat“. Belohnung: Vier Monate Haft. Comeback: Noch am Tag seiner Freilassung, mit kämpferischem Pathos auf dem Republikaner-Parteitag:

„Ich war im Gefängnis – damit ihr es nicht müsst!“
(Auf Nachfrage, ob das juristisch belastbar sei, war er plötzlich nicht mehr so mitteilsam.)

Doch auch aus den eigenen Reihen regt sich Unmut. Tech-Guru Elon Musk, bekannt für diplomatische Zwischentöne wie „dümmer als ein Sack Backsteine“, bezeichnete Navarro jüngst als personifizierte Wirtschaftskatastrophe. Doch davon lässt sich das Trump-Team nicht beeindrucken – schließlich geht es hier nicht um Fakten, sondern um Gefühlspolitik mit Stahlhelm.

Fazit:
Trump und Navarro sind das Duo Infernale der Handelspolitik – der eine brüllt, der andere rechnet falsch, und gemeinsam treiben sie die Wirtschaft auf einem Floß aus Nationalismus, Verschwörung und selbst erfundenen Experten durch einen globalen Sturm. Was kann da schon schiefgehen?

Foto: 4o

Geschrieben von: Dirk Lankow

Rate it

Beitrags-Kommentare (0)

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet