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Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat beim Bundeskartellamt eine formelle Beschwerde gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu eingereicht. Der Vorwurf: Die Plattform betreibe systematische Marktverzerrung, indem sie Händlern die Preishoheit entziehe und gegen Wettbewerbsregeln verstoße.
Wie HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth beim Handelsforum in Bielefeld vor rund 100 Branchenvertretern erklärte, diktiere Temu deutschen Händlern die Verkaufspreise. Diese dürften maximal 85 Prozent des Preises betragen, den sie auf anderen Plattformen erzielen könnten. Zudem behalte sich Temu das Recht vor, die endgültigen Preise für Endverbraucher selbst festzulegen – ein klarer Verstoß gegen das deutsche Kartellrecht, so Genth: „Eine solche Preisbindung ist in Deutschland schon lange verboten.“
Neben den kartellrechtlichen Bedenken bemängelt der HDE auch gravierende Defizite bei Produktsicherheit und Rechtskonformität. Zahlreiche Testkäufe hätten gezeigt, dass viele Temu-Produkte nicht den in Deutschland geltenden Sicherheitsvorschriften entsprechen. „Wer hierzulande Waren anbietet, muss sich auch an unsere Regeln und Gesetze halten“, betonte der Verband.
Genth warnte vor Temus umfassender Marktstrategie, die über den klassischen Einzelhandel hinausgehe. Das Unternehmen strebe offenbar an, künftig auch Bank-, Medien- und Versicherungsdienstleistungen anzubieten. „Heute verkauft Temu Konsumgüter – morgen vielleicht schon Versicherungen“, so Genth.
Darüber hinaus gebe es Hinweise auf massive Zollverstöße. Laut Genth dürften rund 90 Prozent der Artikel von Temu in Deutschland eigentlich nicht verkauft werden. Eine Lösung dieses Problems sieht er bei der Europäischen Union in Brüssel.
Im Hinblick auf den eskalierenden Zollstreit zwischen China und den USA warnte Genth vor möglichen Folgen für den europäischen Markt. Sollte China seine Exporte in die USA wegen hoher Zölle und neuer Paketgebühren (ab Juli 50 Euro) einschränken, könne dies zu einer Produktschwemme in Europa führen – mit gravierenden Auswirkungen auf den heimischen Einzelhandel.
Auch die derzeitige Lage auf dem deutschen Binnenmarkt bereitet dem Handelsverband Sorgen. Genth zeigte sich skeptisch, ob die neue Bundesregierung aus Union und SPD dem Handel spürbare Impulse geben könne. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher sei aktuell größer als in der Corona-Pandemie.
Allein im Jahr 2024 seien 340 Milliarden Euro auf Sparkonten geflossen – 40 Milliarden mehr als im Vorjahr. Dabei sei die Konsumzurückhaltung nicht nur auf finanzielle Notlagen zurückzuführen: „20 Prozent der Haushalte mit weniger als 2.000 Euro monatlichem Einkommen haben echte Probleme – die andere Hälfte könnte mehr ausgeben, tut es aber nicht“, so Genth.
Foto: 4.o
Geschrieben von: Dirk Lankow
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