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Herford hebt ab – ohne Fahrer: Der Bus der Zukunft rollt los

today2. April 2025

Hintergrund
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Mobilitätsrevolution auf vier Rädern: Autonomes Fahren startet im Stadtverkehr
Herford. Was bis vor wenigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, wird in Herford Realität: Seit dem 31. März 2025 ist hier ein elektrisch betriebener, autonom fahrender Kleinbus im Testbetrieb unterwegs – ganz ohne Fahrer am Steuer. Gesteuert wird er von modernster Sensortechnik und einer hochpräzisen Software, berichtet die Lippische Wochenzeitung. Der Test ist Teil des europäischen Großprojekts „Ultimo“, das von der Deutschen Bahn koordiniert wird und die Mobilität der Zukunft aktiv gestaltet.

Erst vorsichtig, bald mit voller Kraft voraus
Zunächst bewegt sich das futuristische Shuttle mit maximal 40 km/h durch Herfords Straßen – ohne Fahrgäste, aber mit einem Sicherheitsfahrer an Bord, der notfalls eingreifen kann. Perspektivisch soll das Tempo auf mindestens 50 km/h erhöht werden. Das Fahrzeug ist nicht nur rein elektrisch, sondern bietet Platz für neun Passagiere – auch rollstuhlgerechte Beförderung ist möglich.

Hinter der Technologie steht ein starkes Team: Der ZF-Konzern entwickelt das autonome System, während die Busse selbst vom österreichischen Hersteller eVersum geliefert werden. Gemeinsam schaffen sie ein Produkt, das schon beim ersten Blick ins Auge sticht – futuristisch, elegant, bereit für die Zukunft.

Testfahrten im Depot und am Marta – die Neugier ist groß
Zum Start war das Shuttle noch ein kleiner Star im Verborgenen: Im BVO-Depot starteten die ersten Einlesefahrten, bei denen das System hochpräzise Kartendaten für den späteren Linienbetrieb sammelt. Zwei Testfahrten führten zum Marta Herford Museum und zurück, begleitet von zahlreichen Blicken, Kameras und Fragen neugieriger Beobachter.

„Alles Digitale hat seinen analogen Anfang“, kommentierte eine Versuchsingenieurin augenzwinkernd, während sie das Shuttle zunächst manuell steuerte. Auch andere Autofahrer reagierten mit respektvollem Abstand und Neugier, als das Fahrzeug sich seinen Weg durch den Verkehr bahnte.

Ein echter Quantensprung für den ländlichen ÖPNV
Ab dem Sommer 2025 sollen die ersten Fahrgäste in den Bus der Zukunft einsteigen – der Linienbetrieb im südwestlichen Stadtgebiet Herfords, ausgehend vom Bahnhof, ist dann geplant. Ziel ist nicht nur mehr Flexibilität, sondern auch ein neues Maß an Zugänglichkeit und Effizienz im ländlichen Nahverkehr.

„Autonome Fahrzeuge können gerade in strukturschwächeren Regionen ein Gamechanger sein“, betont ein Sprecher der Deutschen Bahn. Geplant ist, verschiedene Fahrzeuggrößen und Betriebsmodelle wie Linienverkehr oder On-Demand-Dienste zu kombinieren – alles automatisiert, integriert und umweltfreundlich.

Europaweites Pilotprojekt mit Weitblick
Herford ist dabei nicht allein: Das Projekt „Ultimo“ umfasst auch Oslo und Genf. Während in Norwegen bereits erste autonome Busse im Einsatz sind, soll Genf 2026 folgen. Die Europäische Union fördert das Projekt mit 24 Millionen Euro, um einen europaweiten Standard für den autonomen öffentlichen Nahverkehr zu etablieren – herstellerübergreifend, sicher und verlässlich.

Herford ist also ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, die Vision vom fahrerlosen Nahverkehr Wirklichkeit werden zu lassen. Was heute noch als technisches Experiment beginnt, könnte schon bald ein neuer Standard sein – nicht nur für Ostwestfalen, sondern für ganz Europa.

Geschrieben von: Florian Jäger

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