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Windkraft contra Greifvögel: Streit um sieben neue Windräder am Teutoburger Wald

today1. April 2025

Hintergrund
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Detmold – Im Streit um sieben geplante Windräder auf dem Kamm des Teutoburger Waldes stehen sich Natur- und Klimaschützer gegenüber. Während das Unternehmen Westfalenwind gemeinsam mit Stephan Prinz zur Lippe den Ausbau der Windenergie in der Region vorantreiben will, schlagen Naturschützer und Greifvogelexperten Alarm – darunter Klaus Hansen, ehemaliger Leiter der Adlerwarte Berlebeck und CDU-Landtagsabgeordneter.

„Wenn auf dem Kamm Windräder stehen, kann man die Greifvögel nicht mehr guten Gewissens fliegen lassen“, warnt Hansen. Die geplanten 240 Meter hohen Anlagen sollen in unmittelbarer Nähe zur Adlerwarte entstehen – nur rund 2000 Meter entfernt. „Unsere Vögel entfernen sich bei Freiflügen bis zu 4000 Meter. Eine Kollision wäre für sie lebensgefährlich“, so Hansen. Er zweifelt zudem an der Wirksamkeit von Antikollisionssystemen.

Die Stadt Detmold, Eigentümerin der Adlerwarte, hält den Schutz der Vögel jedoch für umsetzbar. Sprecher Thorsten Engelhardt verweist auf Schutzvereinbarungen mit Westfalenwind – wobei die Unternehmenssprecherin Sonya Harrison betont, dass bislang nichts unterschrieben sei. Man sei aber offen für Techniklösungen, etwa Sender an den Vögeln und Kameras zur automatischen Rotorbremse.

Prinz zur Lippe sieht in den Anlagen eine Chance, Einnahmeverluste durch Waldschäden auszugleichen und einen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten. Die Standorte gelten als besonders windreich – das Projekt sei gut geprüft und erfülle alle Naturschutzvorgaben, betont er.

Kritik kommt vom Detmolder Biologen und Naturfilmer Robin Jähne: „Was bringt Klimaschutz, wenn Greifvögel dabei geschreddert werden?“ Auch der NABU Lippe zeigt sich entsetzt. Vorsitzender Bernd Milde sieht das Vorhaben als Umgehung des Regionalplans, der ausreichend andere Flächen ohne Waldrodung vorsehe. Für ihn steht fest: „Hier geht es um Profit, nicht um Umweltschutz.“

Die Adlerwarte Berlebeck – gegründet 1939 – ist Deutschlands älteste Greifvogelstation. Mit über 200 Vögeln aus 46 Arten und rund 60.000 Besuchern jährlich gilt sie als bedeutender Bildungs- und Schutzort für bedrohte Arten.

Wie der Konflikt zwischen Windkraftausbau und Vogelschutz gelöst wird, bleibt weiter offen – doch die Debatte ist längst über die Region hinaus von Bedeutung.

Geschrieben von: Florian Jäger

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