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Rettung in letzter Minute: Kreis Lippe übernimmt Wache in Blomberg – Johanniter nach 14 Jahren raus

today27. März 2025 1

Hintergrund
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Blomberg. Es ist ein Paukenschlag für den Rettungsdienst im Kreis Lippe: Zum 1. April übernimmt der Kreis die Rettungswache in Blomberg von der Johanniter Unfall-Hilfe (JUH). Die Entscheidung kommt nicht nur überraschend, sondern markiert das endgültige Aus der Johanniter im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst des Kreises – nach mehr als einem Jahrzehnt.

Was für die Öffentlichkeit plötzlich erscheint, war intern offenbar lange absehbar. Der Vertrag wurde vom Kreis Lippe außerordentlich gekündigt. Die Begründung ist deutlich: „Vertraglich vereinbarte Pflichten und Maßnahmen, die unter anderem wesentliche Qualitätsstandards und Sicherheitsvorgaben betrafen, wurden aus Sicht des Kreises nicht eingehalten oder umgesetzt“, so Kreissprecher Patrick Bockwinkel. Der Schritt sei daher unausweichlich gewesen.

Schon seit geraumer Zeit zeichnete sich bei den Johannitern in Lippe ein Abwärtstrend ab. Wiederholte Führungswechsel, der Weggang zahlreicher Mitarbeitender sowie das schrittweise Wegbrechen wichtiger Standorte prägten das Bild der letzten Jahre. Nach Lemgo, Detmold, Lieme, Bad Meinberg und Schlangen ist nun auch Blomberg Geschichte. Der einst starke Partner im Rettungswesen zieht sich vollständig zurück – auch der kassenärztliche Fahrdienst wird zum 1. April eingestellt.

Was bedeutet das für die Zukunft der Rettungswache? Der Kreis Lippe wird den Betrieb vorerst selbst übernehmen. Zwei Rettungswagen – einer rund um die Uhr, einer tagsüber – sowie ein Krankentransportwagen sollen weiterhin von Blomberg aus einsatzbereit sein. Ob auch das Personal übernommen wird, ist noch offen. Die Gespräche mit den bisherigen Johanniter-Mitarbeitenden sollen zeitnah stattfinden.

Auch die Ausrüstung ist Gegenstand laufender Verhandlungen. Welche Fahrzeuge und welches Material vom Kreis übernommen werden können, wird derzeit abgestimmt.

Ein größerer Umbruch im Rettungswesen des Kreises steht dennoch nicht bevor. Der Kreis betont: Die Notfallversorgung bleibt gewährleistet. Und: Anders als bei den Johannitern sei für die Wachen der Malteser – aktuell in Oerlinghausen und Lage aktiv – keine Re-Kommunalisierung geplant.

Für die Johanniter ist der Rückzug aus Lippe ein herber Rückschlag. Für die Bürgerinnen und Bürger im Versorgungsbereich Blomberg hingegen zählt vor allem eines: dass im Notfall Hilfe schnell und zuverlässig kommt. Der Kreis Lippe verspricht genau das – und steht jetzt selbst in der Verantwortung.

Geschrieben von: Florian Jäger

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Beitrags-Kommentare (1)

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  1. Jörn Fries am 29. März 2025

    Hallo liebes Hörfunkbund-Team,
    der Titel suggeriert, dass die Johanniter-Unfall-Hilfe Blomberg erst seit vierzehn Jahren im lippischen Rettungsdienst tätig sei. Dies ist mitnichten der Fall! Bereits 1967 wurde von den Blomberger Johannitern Krankentransport bzw. Notfallrettung betrieben. Die von Ihnen genannte Zahl vierzehn, die sich auf den kassenärztlichen Fahrdienst bezieht, sollte deshalb durch „über 50“ ersetzt werden.
    FMI: https://www.johanniter.de/juh/lv-nrw/johanniter-lippe-hoexter/unser-regionalverband/geschichte-der-johanniter-in-lippe-hoexter/