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Vor 59 Jahren: Udo Jürgens gewinnt den Grand Prix mit „Merci, Chérie“

today4. März 2025

Hintergrund
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Am 5. März 1966 gelingt Udo Jürgens der internationale Durchbruch: Mit „Merci, Chérie“ gewinnt er in Luxemburg den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ und schreibt Musikgeschichte. Der damals 31-jährige Österreicher, mit bürgerlichem Namen Udo Jürgen Bockelmann, war zuvor bereits zweimal gescheitert: 1964 in Kopenhagen mit „Warum nur, warum?“ (Platz 5) und 1965 in Neapel mit „Sag ihr, ich lass sie grüßen“ (Platz 4). Doch diesmal ist seine Komposition perfekt inszeniert: Ein Hauch von französischer und italienischer Romantik, ein mitreißender Refrain und eine prägende Stimme sichern ihm 31 Punkte und den Sieg. Es ist der Auftakt einer beeindruckenden Karriere.

Vom Komponisten zum Superstar

Hinter dem Erfolg steht Hans R. Beierlein, Musikverleger und Manager, der Jürgens‘ Talent früh erkennt. 1961 beginnt ihre Zusammenarbeit, die Udo Jürgens nicht nur als herausragenden Musiker, sondern auch als Entertainer etabliert. Mit der legendären „Udo 70“-Tournee sorgt er für Furore: 266 Konzerte in einem Jahr quer durch Europa und bis in den Ostblock. Seine Musik ist ein Mix aus Jazz, Rock und Schlager, und seine Texte bekommen zunehmend eine gesellschaftskritische Tiefe.

Ein Musiker mit Haltung

Jürgens beschränkt sich nicht auf harmlose Schlagerromantik. 1974 thematisiert er in „Griechischer Wein“ die Migration und das harte Leben von Gastarbeitern. „Ein ehrenwertes Haus“ rechnet mit der Spießbürgerlichkeit ab, während „Aber bitte mit Sahne“ 1976 eine ironische Persiflage auf die Fitnesswelle liefert. Seine Songs erobern nicht nur den deutschsprachigen Raum, sondern auch Japan. Udo Jürgens ist mittlerweile eine Ikone.

Trennung und Triumph

Trotz des Erfolgs endet 1977 die Zusammenarbeit mit Beierlein. Die beiden streiten um Musikrechte und Steuern. Doch Jürgens lässt sich nicht bremsen: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1978 landet er mit „Buenos Dias, Argentina“ einen Hit – begleitet von der deutschen Nationalelf als Chor. Die 1980er und 1990er Jahre verlaufen ruhiger, aber er bleibt aktiv und weiterhin auf der Bühne. Musik ist sein Lebenselixier. „Ohne sie wäre mein Leben ein Desaster gewesen“, gesteht er im hohen Alter.

Der Wandel des Schlagers

Der Schlager, einst als seichte Unterhaltung belächelt, entwickelt sich weiter. In Österreich galt die Popmusik lange als Exot, während der Schlager tiefe Wurzeln hatte. Doch Udo Jürgens gibt ihm eine neue Dimension. Er ist kein seichter Entertainer, sondern ein Künstler mit Haltung. Mit über 100 Millionen verkauften Alben prägt er Generationen und beeinflusst das Genre nachhaltig. Als er in den 1980er Jahren mit „Gehet hin und vermehret euch“ zur Familienplanung Stellung bezieht, führt das sogar zu Protesten der Kirche – und zu Demonstrationen seiner Fans für ihn.

Eine Legende bleibt unvergessen

Udo Jürgens begleitet seine Fans sechs Jahrzehnte lang. Er lebt das Leben eines Rockstars, bleibt aber dem Schlager treu – jedoch nie in seichter Belanglosigkeit. Seine Lieder sind mal melancholisch, mal rebellisch, aber immer mitreißend. Natürlich gibt es auch Songs, die ins Schmalz abdriften, doch bei über 1.000 Titeln ist das unvermeidlich. Seine Kunst: Er erhebt den Schlager über das Banale hinaus. Am 21. Dezember 2014 stirbt er mit 80 Jahren – doch seine Musik bleibt unvergessen. Udo Jürgens ist mehr als ein Musiker. Er ist eine Legende.

Geschrieben von: Dirk Lankow

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