Politik

Lars Klingbeil: Vom Kritisierten zum mächtigsten Sozialdemokraten

today27. Februar 2025

Hintergrund
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Lars Klingbeil hat einen entscheidenden Machtgewinn innerhalb der SPD vollzogen. Mit der Wahl zum Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion vereint er nun die beiden wichtigsten Führungspositionen der Partei in einer Person – ein Schritt, der nicht ohne interne Kritik blieb.

Ein inszenierter Aufstieg

Am Mittwochmorgen betritt Klingbeil mit dunkler Krawatte, weißem Hemd und Sakko den Fraktionssaal – ein bewusst gewähltes Bild, das den Wandel vom lockeren Politiker im Pullover hin zum Machtzentrum der SPD symbolisiert. Mit 85,6 Prozent der Stimmen setzte er sich in der Fraktion durch und folgt damit der Tradition der letzten SPD-Doppelspitze unter Andrea Nahles.

Kontroverse um seinen Machtanspruch

Doch der Weg dorthin war steinig. Nach der historischen Wahlniederlage der SPD wurden Stimmen laut, die Klingbeil eine Mitschuld am Misserfolg gaben. Besonders aus den Reihen der Jusos kam harsche Kritik: Der Vorsitzende Philipp Türmer bezeichnete Klingbeils Vorgehen als einen Versuch, sich selbst zu befördern. Auch der ehemalige Parteistratege Matthias Machnig warf ihm eine „Selbstermächtigung“ vor. Zudem wird die Fortsetzung der Co-Parteiführung mit Saskia Esken in einigen Landesverbänden kritisch gesehen.

Taktisches Kalkül hinter dem schnellen Handeln

Trotz des Widerstands hat Klingbeil sein Ziel konsequent verfolgt. Die SPD stand nach der Wahlniederlage vor einer Phase der Unsicherheit, und er nutzte den Moment, um klare Strukturen zu schaffen. Eine längere Hängepartie hätte die Partei nur geschwächt, insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen mit der Union. Mit seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden hat er sich eine starke Position für die Gespräche mit CDU-Chef Friedrich Merz gesichert.

Unterstützung trotz Bedenken

Obwohl Klingbeil intern auf Kritik stieß, war seine Wahl letztlich keine Überraschung. Selbst Mitglieder des linken Flügels, die ihm skeptisch gegenüberstehen, gaben zu, ihn zähneknirschend unterstützt zu haben. Seine Anhänger argumentieren, dass die SPD vor allem in Krisenzeiten eine stabile Führung benötigt – eine Rolle, die Klingbeil nun ausfüllen will.

Mit der vereinten Machtfülle liegt es nun an ihm, die Partei aus der Krise zu führen und ihr eine neue Richtung zu geben.

 

Geschrieben von: Florian Jäger

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